Zwischen Hoffnung und Sorge: Die Situation syrischer Menschen in Deutschland

10.12.2024

Köln, 10.12.2024

Die aktuellen Entwicklungen in Syrien erfüllen uns mit großer Besorgnis. Wir verfolgen die Situation mit Spannung und Mitgefühl – nicht zuletzt, weil viele Mitarbeitende, Ehrenamtliche und Menschen, mit denen wir arbeiten, in Sorge um ihre Familien und die Zukunft ihrer Heimat sind. Der anhaltende Konflikt in Syrien hat tiefe Wunden hinterlassen, und ein stabiler Frieden ist noch nicht in Sicht.

Wir als muslimischer Wohlfahrtsverband, der Sozialdienst muslimischer Frauen, haben die Hoffnung und Freude der Menschen geteilt, die sich Freiheit und Frieden für ihr Land gewünscht und über die Befreiung von einer Diktatur gefreut haben. Dennoch müssen wir feststellen: Syrien ist noch kein sicheres Land. Die aktuelle Situation bleibt angespannt, und eine Rückkehr in eine unsichere und instabile Lage kann nicht die Lösung sein.

Eine Bereicherung für Deutschland

Menschen aus Syrien sowie aus anderen Ländern bringen wertvolle Perspektiven, Ressourcen und Ideen mit, die unsere Gesellschaft bereichern. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, um dem bestehenden Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel zu begegnen, und schaffen durch ihre Kreativität und Tatkraft neue Impulse.

Dabei geht es nicht nur um die ökonomischen Vorteile. Diese Menschen bringen Vielfalt, neue Denkansätze und Lösungsstrategien mit, die unser gesellschaftliches Zusammenleben stärken und bereichern. Gerade jetzt, da die Themen Migration, Zuwanderung und Integration zunehmend im politischen Diskurs auftauchen, sollten wir uns auf das Potenzial konzentrieren, das diese Menschen mitbringen, anstatt Ängste zu schüren.

Angst vor Abschiebung und Unsicherheit

Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen im Jahr 2025 dominieren migrationsbezogene Themen den öffentlichen Diskurs. Während eine kleine, aber laute Gruppe die Rückkehr und „Remigration“ fordert und vermeintliche Gefahren betont, leben viele Menschen in Angst vor Abschiebung und in Unsicherheit. Doch Sicherheit und ein friedliches Zusammenleben dürfen nicht durch voreilige Maßnahmen gefährdet werden.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Konflikte wie in Syrien oft das Ergebnis jahrzehntelanger Einflüsse kapitalistischer und kolonialer Interessen sind. Diese Menschen haben nicht nur unter den Folgen von Krieg und Instabilität gelitten, sondern auch unter systemischen Ungerechtigkeiten, die durch globale Machtstrukturen begünstigt wurden. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen Schutz und Perspektiven zu bieten.

Appell an Politik, Gesellschaft und Betroffene

Wir rufen die Politik und die Gesellschaft auf, sich für ein respektvolles und solidarisches Miteinander einzusetzen. Anstatt Angst und Abgrenzung zu fördern, sollten wir uns darauf konzentrieren, wie wir gemeinsam eine Zukunft gestalten können, die allen Menschen Teilhabe, Sicherheit und eine Perspektive bietet.

An die betroffenen syrischen Mitmenschen möchten wir sagen: Ihr seid nicht allein. Ihr seid ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft, und wir setzen uns dafür ein, dass eure Stimme gehört wird und ihr euch sicher fühlen könnt.

Zusammen können wir eine Gesellschaft gestalten, die auf Respekt, Teilhabe und Miteinander basiert. Lasst uns die Vielfalt als Chance sehen und gemeinsam Brücken bauen.

Vorstand

SmF-Bundesverband