Troisdorf: Vom 13. bis zum 15. Dezember 2021 wurden in einer weiteren Mitarbeiterinnen-Schulung unter strengen Corona-Bedingungen noch einmal die Projektmaßnahmen im Kontext von Prävention vor islamistischen Radikalisierungsprozessen diskutiert.

Der Fokus lag auf der Gesprächsführung und den Strategien im Umgang mit themenspezifischen Argumenten. Dabei wurden die gängigen Methoden der Sozialen Arbeit durch konkrete Beispiele von Argumentationsweisen radikaler Gruppen sowie dem Alltag von Mädchen und jungen Frauen muslimischen Glaubens an die Thematik des Projekts angepasst. Mit Hilfe von Impulsen aus den Bereichen Politik und Wissenschaft und einem abschließenden Podiumsgespräch erfolgte die Einbettung des Projekts in einen größeren, gesellschaftspolitischen Rahmen.

Unter der Überschrift „Frauenempowerment im Kontext von Präventionsarbeit“ wurde unter anderem über Herausforderungen, Probleme und Schwerpunkte sowie die gesellschaftliche Debatte über islamistische Radikalisierungsprozesse bei den Mädchen und jungen Frauen gesprochen. In einem gemeinsamen Austausch sowohl mit den Teilnehmenden der Schulung als auch mit geladenen Gästen aus Politik und Wissenschaft wurden gesamtgesellschaftliche Zukunftsaussichten diskutiert.

Gleich zu Beginn des Podiumsgesprächs sprach die Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Gonca Türkeli-Dehnert, über die wesentlichen Aspekte von Frauenempowerment in diesem Projekt. Einen hohen Stellenwert habe die politische Teilhabe. So führe das Gefühl mangelnder Selbstwirksamkeit dazu, dass manche Frauen ansprechbarer für extremistisches Gedankengut seien. „Vor allem heranwachsende Menschen leiden darunter, wenn sie Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren, obwohl sie sich doch als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft fühlen“, betonte Staatssekretärin Türkeli-Dehnert. In diesem Zusammenhang ging sie auch auf die Rolle der Frau in der Politik und Gesellschaft ein. „Frauen müssen in unserer Gesellschaft noch sichtbarer sein, damit sie als Vorbilder wahrgenommen werden. Dies gilt auch für muslimische Frauen.“ Türkeli-Dehnert sieht hier auch den Staat in der Verantwortung, die Bereiche Prävention und Frauenempowerment weiterhin zu fördern, nicht nur finanziell, sondern auch durch stärkere Netzwerkarbeit. „Wir brauchen diese Frauen, die aus eigener Erfahrung und Empathie diese Problematiken und die Situation der jungen Menschen verstehen können. Deswegen unterstützen wir als Landesregierung erfahrene Projektträger mit guten Zugängen zu jungen Menschen in ihrem Engagement. Daneben fördern wir eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen Soziale Arbeit, Demokratiebildung und Prävention.“

Eine ähnliche Haltung vertrat Dr. Meltem Kulaçatan, Erziehungs- und Politikwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt: „Prävention ist viel mehr, als bloß gegen Radikalisierung zu arbeiten, wenn diese stattgefunden hat.“ Jedes Engagement sei ein Bestandteil der Präventionsarbeit und diese, die den Großteil ausmache, führt dazu, junge Menschen dort abzuholen, wo sie Hilfe benötigen, so dass diese nicht auf prekäre Angebote zurückgreifen müssen. Dass sowohl das hauptamtliche als auch das ehrenamtliche Engagement große Potentiale bieten, weiß auch die SmF-Bundesvorsitzende Ayten Kiliçarslan. „Wir merken bei den Maßnahmen, die gerade durchgeführt werden, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sehen mit jedem Schritt, dass wir Stärken besitzen, die es zu nutzen gilt. Wir sind überrascht, wie viele Kräfte bei jedem Einzelnen von uns vorhanden ist.“ Diese will der Sozialdienst zusammen mit seinen Standorten bündeln und in seiner Arbeit mit den Mädchen und Jungen gezielt einsetzen.

Lehrbeauftragte der Universität Sakarya Dr. Özden Güneş, Vorsitzende des Verbandes muslimischer Lehrkräfte Birgül Karaaslan, sowie ehrenamtliche Unterstützerinnen des Projekts haben durch ihre Beteiligung die Veranstaltung zusätzlich bereichert.

Das Projekt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Antirassismusbeauftragte gefördert. Das Projekt wird an insgesamt 10 Standorten durchgeführt: Backnang, Delmenhorst, Freiburg, Kempten, Köln, Krefeld, München, Neumünster, Sindelfingen und Stuttgart.