In Gedenken an: Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz, Vili Viorel Păun.

Am 19. Februar 2022 jährt sich der rassistische Anschlag in Hanau zum zweiten Mal. Wir gedenken der neun Opfern und Angehörigen und stellen uns weiterhin gegen Diskriminierung und Rassismus.

„Wir müssen zusammenrücken. Wir müssen füreinander einstehen“, lautete damals der Appell von Ayten Kılıçarslan, geschäftsführende Vorsitzende des Bundesverbands Sozialdienst muslimischer Frauen (SmF). Daraufhin wurden im Februar 2020 die Programmträger*innen des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“ zur Zusammenarbeit in die AG ‚Haltung zeigen‘ eingeladen. Das Ziel:  Rassismus als Ergebnis struktureller Diskriminierung konkrete Maßnahmen entgegenzusetzen und im Bundesprogramm als Sprachrohr für eine lautere, gemeinsame Haltung für Vielfalt und gegen Rassismus zu fungieren. Die AG entwickelte sich weiter zur Initiative „‚Haltung zeigen – Vielfalt stärken‘“. Seit März 2021 wird das Projekt vom Sozialdienst muslimischer Frauen in Kooperation mit der BürgerStiftung Hamburg und Start with a Friend im Bundesprogramm durchgeführt.

Im Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“ haben sich bisher 1157 registrierte Ehrenamtliche des SmF für 6606 sozialbenachteiligte Menschen mit und ohne Fluchterfahrung eingesetzt. Auch die Ehrenamtlichen haben überwiegend eine Migrationsbiografie. Laut einer internen Studie des Verbandes wurden 82,5 % von 435 aktiven Ehrenamtlichen und ihren 969 Betreuten mindestens einmal Opfer rassistischer Diskriminierung. Der Verband wird sich künftig stärker gegen Rassismus und Diskriminierung stellen und mehr Verantwortung als bisher in der Antidiskriminierungsberatung übernehmen.

In Hanau selbst hatten kurz nach dem Anschlag mehrere Aktivist*innen die „Initiative 19. Februar” gegründet, mit der Forderung nach mehr Aufklärung für die Angehörigen der Opfer und der daraus folgenden Konsequenzen. Die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“, gegründet von einer Mutter eines der Mordopfer, setzt sich gegen Alltags- und institutionellen Rassismus ein und leistet Aufklärungs- und Empowermentarbeit. Zudem bietet sie Menschen mit rassistischen Erfahrungen eine Anlaufstelle. Solidargemeinschaften dieser Art sind von großer Bedeutung: Sie helfen, das Ausmaß solcher rassistisch-motivierten Anschläge zu begreifen. Sie ermutigen und sensibilisieren. Sie stärken den Zusammenhalt der Zivilgesellschaften über Unterschiede hinweg. Dies tun sie mit einer klaren Haltung und einer direkten Ansprache.

Anlässlich des diesjährigen Gedenktags versammeln sich Vertreter*innen von Bund, Land Hessen und der Stadt Hanau sowie Angehörige gemeinsam auf dem Hanauer Hauptfriedhof. Unter den Gästen: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Ministerpräsident des Landes Hessen Volker Bouffier (CDU), Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD), sowie Vertreter*innen diverser Religionsgemeinschaften.

Die offizielle Gedenkstunde wird ab ca. 10:50 im hr-fernsehen live übertragen. Neben der offiziellen Gedenkstunde gibt es weitere Gedenkveranstaltungen, die sowohl in Präsenz als auch online stattfinden.

Weitere Informationen:

Link zum digitalen Gedenkmal #hanaustehtzusammen: https://www.hanau-steht-zusammen.de/

Link zur Übersicht bundesweiter Gedenkveranstaltungen: https://19feb-hanau.org/hanauistueberall2022/

Link zur Aktion von Demokratie leben!: #SayTheirNames – Demokratie (er)leben in Hanau (demokratie-leben-hanau.de)