17.03.2019, Neumünster. Die neuen Räumlichkeiten des Ortsvereins des Sozialdienst muslimischer Frauen wurden am vergangenen Dienstag in Neumünster feierlich eröffnet. In ihrer Begrüßungsrede stellte die Vorsitzende des Vereins Sema Tosun vor zahlreichen Gästen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik die Arbeit und die Ziele ihres Vereins vor. Die satzungsmäßigen Ziele des Vereins sind die Förderung der Hilfe für Flüchtlinge, der Jugendhilfe, Altenhilfe, der Gleichberechtigung von Frauen und Männern, des Schutzes von Ehe und Familie und des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger Zwecke.
Der Sozialdienst muslimischer Frauen-Neumünster e.V. ist eine Frauenorganisation, die durch aktive und sozial engagierte Frauen mit unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Hintergründen gegründet wurde. Der im Bereich sozialer Dienste aktive Verein sieht sich als eine Ergänzung zu bestehenden Wohlfahrtsvereinen und will eine Brückenfunktion zwischen ihnen und seiner Zielgruppe, die vor allem aus Migrant*innen und Muslim*innen besteht, übernehmen. Sema Tosun betonte in ihrer Rede die Offenheit des SmF-Neumünster für Kooperationen.
Der Ortsverein hatte seine Tätigkeit schon Anfang des vergangenen Jahres als Projektstandort im Rahmen des Programms Menschen stärken Menschen des Bundesfamilienministeriums aufgenommen. Ab sofort bietet er sich nun auch als Anlaufstelle für ehrenamtliche Patinnen und Paten und weitere interessierte Frauen, Jugendliche und Eltern an.
In der bisherigen Arbeit konnte der Sozialdienst muslimischer Frauen in Neumünster und Umgebung 108 Patenschaften zwischen Einheimischen mit Migrationshintergrund und neuzugewanderten Menschen sowie Menschen mit Unterstützungsbedarf bilden. In Neumünster leben über 16.000 Migrant*Innen und 2.000 geflüchtete Menschen, was einen Anteil von 20% der Bevölkerung ausmacht.
Sami Inci, Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses, betonte in seiner Rede den Bedarf an muslimischen Akteuren, insbesondere Frauen, deren Arbeit kaum sichtbar gemacht werde. Er begrüßte die Arbeit und das Vorhaben des Vereins und bot seine Unterstützung an.
Henning Möbius, ehemaliger Vorsitzender des Runder Tisch für Toleranz und Demokratie in Neumünster und Neumünsters Menschen des Jahres 2012 betonte, wie bereichernd die Vielfalt für die Stadt Neumünster sei.
Die Verbandsvorsitzende des SmF, Ayten Kılıçarslan, ging in ihrer Eröffnungsrede auf die Errungenschaften der Frauenbewegung ein. Sie nahm Bezug auf 100 Jahre Wahlrecht für Frauen und die Arbeiterbewegung während der Industrialisierungszeit. Sie betonte, dass die Frauenbewegung, die Entwicklungen im Arbeitsrecht sowie die Entstehung der Wohlfahrtsverbände eine gemeinsame Geschichte haben. So wie die Frauen bei der Etablierung der bestehenden Wohlfahrtsverbände eine aktive Rolle übernommen hätten, seien die muslimischen Frauen bereit, eine ähnliche Rolle bei der Entstehung der muslimischen Wohlfahrt zu übernehmen. So sei eine der Ziele des Verbandes Sozialdienst muslimischer Frauen, zum Aufbau muslimischer Wohlfahrtsstrukturen aktiv beizutragen. Sie verwies auf das aktuellste Angebot des Verbandes „savewoman“, eine bundesweit eingerichtete Hotline zum Schutz von Frauen und Kindern gegen Gewalt. Die im Rahmen des Projektes Patenschaft-Praxis-Qualifizierung gewonnenen Patinnen und Paten übernehmen hierbei die wichtigste Rolle und unterstützen gemeinsam mit den Projektmitarbeitern, gegen Gewalt an Frauen und Kindern vorzugehen.
An der Gründungsversammlung nahm neben der Bundesvorsitzenden Ayten Kılıçarslan und der Vereinsvorsitzenden des SmF-Delmenhorst, Hatice Koçak, der Landtagsabgeordnete Wolf Rüdiger Fehrs (CDU) und zahlreiche Unterstützer*innen aus Politik und Zivilgesellschaft teil. Unter den Beteiligten und Kooperationspartnern wie dem Neumünster TV, waren Vertreter des Forum der Vielfalt Neumünster, DITIB Moschee, IGMG Moschee, TGD, Diakonie, AWO, Pro Familia, Syrische Gemeinde in Neumünster, Jemenitische Gemeinschaft in Schleswig-Holstein, Runder Tisch für Toleranz und Demokratie in Neumünster, Ver.di, Friedensforum Neumünster, Landesdemokratiezentrum, Koordinierungsstelle Integration der Stadt Neumünster, KITs – Koordinierungsstelle Integration und Teilhabe, Mitglieder des Sozial und-Gesundheitsausschusses und des Stadtrats und Vertreter von SPD, CDU und FDP anwesend.
Der Sozialdienst muslimischer Frauen- SmF e.V. wurde von in Deutschland lebenden muslimischen Frauen im Jahre 2016 gegründet. Gründungsmitglieder sind mehrheitlich Pädagoginnen. Der Bundesverband hat seinen Sitz in Köln. Der Verband hat das Ziel, die Verbesserung der sozialen, politischen und gesellschaftlichen Teilhabe von Frauen, Kindern und bedürftigen Menschen zu unterstützen. Er dient im Rahmen der freien Wohlfahrtspflege der Kinder- und Jugendhilfe sowie der speziellen Hilfen für Frauen, Familien und Menschen in schwierigen Lebenslagen.