„Gewalt an Frauen ist weder eine Privatsache noch kann es als ein Phänomen bestimmter Gruppen gedeutet und verstanden werden“, sagt Bundesvorsitzende Ayten Kılıçarslan und führt fort: „Bekämpfung von Gewalt an Frauen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann nicht ungeachtet der Zugehörigkeiten der Täter und Opfer bekämpft werden. Diese Zugehörigkeiten können, Wir-Gruppen, Schicht, Kultur, Religion, Bildungsstand, Rollenverständnis und vieles mehr sein.“ 

Den Vereinten Nationen zufolge erreichte die Zahl der weltweit vorsätzlich ermordeten Frauen und Mädchen 2022 auf den höchsten Stand seit 20 Jahren. Die Anzahl von rund 89.000 Frauen und Mädchen ist nur das sogenannte “Hellfeld”. Es wird von einem viel höheren Dunkelfeld bzw. einer höheren Dunkelziffer ausgegangen. 

In Deutschland erfasste das Bundeskriminalamt im Jahr 2022 insgesamt 240.547 Opfer häuslicher Gewalt. 8,5 Prozent mehr als im Jahr 2021. Im Bereich der Gewalt in Partnerschaften waren es 157 550 Fälle. Das macht pro Stunde fast 18 Fälle. Da wir ganz genau wissen, dass 80 Prozent der Opfer Frauen sind, wird davon ausgegangen, dass jede Stunde mehr als 14 Frauen Opfer von Gewalt in Partnerbeziehung werden. 

Wir plädieren als Sozialdienst muslimischer Frauen seit Jahren dafür, dass die Bekämpfung von Gewalt in allen Gesellschaftsgruppen nur durch den politischen Willen erfolgen kann und die Ressourcen der Zivilgesellschaft dafür in diesem Kampf einbezogen werden müssen. „Wir brauchen Frauenberatungsstellen und Frauenschutzeinrichtungen in muslimischer Trägerschaft, um in allen Richtungen ein gesellschaftspolitisches Signal zu geben. Unser Anliegen wird leider immer wieder mit der Begründung einer vermeintlichen Parallelstruktur abgelehnt. Wir werden aber nicht müde, unser Anliegen weiter in die Landes- und Bundespolitik zu tragen“ so Kılıçarslan. 

Der 25.11. wurde in einer UN-Resolution am 17.12.1999 als “Internationaler Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen” festgelegt. 

UN-Women hat seit 2008 diese Resolution aufgenommen und die Aktion “Orange the world” ins Leben gerufen. In welcher durch verschiedene Maßnahmen mit dem leuchtenden Orange auf Probleme aufmerksam gemacht werden sollen. Die 16 Tage vom 25.11. Bis zum 10.12. (dem Tag der Menschenrechte) sollen genutzt werden, um auf alle Formen der Diskriminierung und der Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. 

Der Sozialdienst muslimischer Frauen beteiligt sich an der Aktion “Orange the world” mit folgenden beispielhaften Maßnahmen: 

Die Aktionswochen begannen am 23.11. mit einer Veranstaltung in München. Unter dem Titel “Gewalt hat viele Gesichter – Wege und Hilfen aus der Gewalt” referierte die Vorsitzende unseres Münchner Mitgliedsvereins Dina Bouskouchi Hamdani im “Interkulturellen Muslimischen Forum für Frauen und Familien” und wies dabei vor allem auf Hilfe- und Lösungsmöglichkeiten hin, die betroffenen Frauen zu Verfügung stehen. 

In Delmenhorst fand am 24.11. ein Gesprächskreis statt, bei dem vor allem die Formen häuslicher Gewalt gegen Frauen besprochen wurden und die Hilfsstrukturen aufgezeigt wurden. 

Am 24.11. veranstaltete der Mitgliedsverein SmF-Köln in Kooperation mit Heinrich-Böll-Stiftung den Frauentag mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dina El-Omari zum Thema „4:34 Auslegung des Korans aus der Perspektive muslimischer Frauen“. 

„Dieser Vers aus dem Koran wurde häufig missinterpretiert, um Gewalt gegen Frauen zu rechtfertigen. Es war uns daher wichtig, gerade aus der Perspektive muslimischer Frauen, die grundsätzliche Haltung des Islam zur Gewalt gegen Frauen auch theologisch zu beleuchten und patriarchalische Fehlinterpretationen richtig zu stellen“, so die Vereinsvorsitzende Zehra Özdemir. 

Ab dem 25.11. beteiligen sich die Standorte des SmF auf ihren Social Media Kanälen an der Aktion #schweigenbrechen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Hierbei wird auch auf das Bundesweite Hilfetelefon 116 016 aufmerksam gemacht. Das Hilfetelefon steht allen Frauen in 18 Sprachen zu Verfügung.