Über fünf Millionen Muslime leben in Deutschland. Sie zeichnen sich in sozialer, ethnischer und kultureller Hinsicht mit ihren unterschiedlichen Sozialisationen, Schichtzugehörigkeiten und Lebensentwürfen durch eine große Vielfalt aus. Sie sind nicht nur Klienten der Sozialen Arbeit, sondern als Muslimische Zivilgesellschaft genauso Anbieter (Träger) und Fachpersonen.

Es hat sich eine Vielzahl an Angeboten durch Projekte und Maßnahmen entwickelt, die sich an Migranten*innen und immer mehr auch an Muslime als Zielgruppe richten. Fest steht, dass die Zielgruppe der Muslime sich dennoch verstärkt mit ihren sozialen Problemen und Bedarfen an muslimische Organisationen wenden, auch wenn diese nicht zu den Anbietern im sozialen Hilfesystem gehören. Das deutet auf einen Bedarf im Angebotsspektrum und in der Versorgung hin.

Die Muslime möchten, wie alle Bürger*innen des Landes, ihre Wahlfreiheit nutzen und sich zwischen den Trägern für den einen oder anderen entscheiden. Die Muslime wollen zudem zusätzliche Strukturen schaffen und die bestehende Angebotsvielfalt bereichern und ihre Dienste für alle Bürger*innen zugänglich machen. Kurz gesagt, sie wollen Teil des Systems werden. Dabei wollen insbesondere muslimische Frauen die Rolle der Wegbereiterinnen übernehmen.

So wie die organisierte Wohlfahrtspflege vor über einem Jahrhundert durch die Arbeiter- und Frauenbewegung ihren Höhepunkt erreichte, wird auch bei der Entwicklung der muslimischen Wohlfahrt heute eine ähnliche Entwicklung sichtbar. Im Bereich des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Wohlfahrt stehen muslimische Frauen vor ähnlichen Herausforderungen und ähnlichen Chancen, eine größere gesellschaftliche Rolle zu spielen, wie die jüdischen und christlichen Frauen, die in der historischen Entwicklung der Zivilgesellschaft und parallel der strukturierten Sozialen Arbeit beziehungsweise Wohlfahrtspflege in Deutschland eine wichtige Rolle übernommen haben. Frauen und Männer, die sich des gesellschaftlichen Wandels bewusst sind, werden neue Strukturen in der muslimischen Wohlfahrtspflege aufbauen.