2. Netzwerktreffen „Muslimische Fachkräfte in der Sozialen Arbeit“

23.01.2020 | Nachrichten, Netzwerk Soziale Arbeit, Politik mitgestalten

Am 23.01.2020 folgten zum zweiten Mal engagierte muslimische Fachkräfte aus sozialen Berufsfeldern unserer Einladung zum „Netzwerktreffen muslimische Fachkräfte in der Sozialen Arbeit“. Schon in unserem ersten Netzwerktreffen am 14.11.2019 wurde deutlich, dass es einen Bedarf an fachlichem Austausch unter Muslim*innen gibt, um gemeinsame Perspektiven zu entwickeln, die eine muslimische Soziale Arbeit definieren. Durch unsere regelmäßigen Netzwerktreffen zielen wir darauf ab, den gesellschaftlichen Diskurs der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft über Muslim*innen und Muslimsein (in der Sozialen Arbeit) durch die Stimmen muslimischer Fachkräfte zu gestalten.

Auch das zweite Netzwerktreffen bot ausreichend Raum zum Austausch über Haltungen und Erfahrungen, der Teilnehmenden. Dabei kristallisierten sich fünf zentrale Themen heraus, die wir in künftigen Netzwerktreffen weiterverfolgen und vertiefen werden:

Muslimische Identität als gesellschaftliche Kategorie

„Muslimische Fachkräfte“ – Ist eine solche Etikettierung notwendig? Was bedeutet Muslimsein für die eigene Profession? Einerseits soll die Fachkompetenz im Vordergrund stehen, andererseits möchten wir auch selbstbewusst mit der eigenen muslimischen Identität umgehen und sie als Ressource nutzen. Dabei stellt sich auch die Frage, welchen Stellenwert und welche Außenwirkung eine solche Identifizierung hat.

Sichtbarkeit muslimischen Engagements und muslimischer Professionalität im gesellschaftlichen Diskurs

Durch die fehlende Sichtbarkeit professionellen muslimischen Engagements wird muslimische Professionalität regelmäßig in Frage gestellt. Dem kann entgegengetreten werden, indem Muslim*innen auch namentlich als „muslimische“ Akteure und Fachkräfte auftreten.

Die Klient*innenperspektive auf muslimische Fachkräfte

Aus Sicht der Klientel spielt die muslimische Identität der Fachkräfte auch eine entscheidende Rolle. Es gibt Klient*innen, die in bestimmten Angelegenheiten auch bewusst nicht mit einer muslimischen Fachkraft sprechen. Gründe dafür seien vielfältig. Jedoch wurde auch von Klient*innen berichtet, die weite Wege auf sich nahmen, um von einer muslimischen Fachkraft beraten zu werden. Für sie stellt das Muslimsein der Fachkraft einen Schutzraum dar, in dem sie sich nicht rechtfertigen müssen und ein besseres Vertrauensverhältnis aufbauen können.

Anforderung an eine muslimische Soziale Arbeit und Professionalität

Es reicht nicht aus über fehlende Strukturen als Hürden für muslimische Organisationen zu sprechen. Es ist nötig inhaltlich zu definieren, was eine muslimische Soziale Arbeit leisten kann. Dies kann nur durch Fachkräfte aus der Praxis geleistet werden. Sie können basierend auf islamischen Werten ein entsprechendes Menschenbild und eine Methodik für eine muslimische Soziale Arbeit formulieren und etablieren.

Muslimische Wohlfahrt als politisches Ziel und strukturelle Voraussetzung

Für die Etablierung einer muslimischen Sozialen Arbeit ist der Aufbau einer muslimischen Wohlfahrt zentral. Dieser Bedarf wird seit 2015 ebenfalls offen politisch diskutiert, denn auch innenpolitischen Akteuren ist der Aufbau eines solchen Ansprechpartners von Interesse. Dieser Prozess sollte weiterhin intensiv verfolgt und mitgestaltet werden.