Am 1. Juli ist der Tag gegen antimuslimischen Rassismus. Seit 2015 finden jedes Jahr vom 24. Juni bis zum 1. Juli zum Anlass der Ermordung von Marwa El-Sherbini bundesweit Aktionen im Rahmen der Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus statt.* Antimuslimischer Rassismus ist eine Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, die muslimische und muslimisch gelesene Menschen rassifiziert. Durch die Rassifizierung werden sie als homogene Gruppe dargestellt, negativ sowie als andersartig markiert und von der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft abgegrenzt. Diese Art von Rassismus richtet sich sowohl gegen muslimische Menschen als auch ihre Organisationen.

Es war auch Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Form von antimuslimischem Rassismus, die, wie in anderen Fällen in diesem Zusammenhang, mit tödlicher Gewalt an Marwa El-Sherbini endete.

Marwa symbolisiert eine couragierte muslimische Frau

Marwa El-Sherbini war eine Frau ägyptischer Herkunft. Sie wurde am 1. Juli 2009 während eines Berufungsverfahrens im Landgericht Dresden durch 18 Messerstiche ermordet. Marwa war eine Nationalspielerin in der ägyptischen Handballmannschaft der Frauen und von Beruf Chemikerin. Sie war Mutter eines dreijährigen Sohnes und kam für zwei Jahre nach Deutschland. Ihren Mörder kannte sie eigentlich nicht, bis sie sich auf einem Kinderspielplatz begegneten. Er, der in seiner Umgebung mit seinen rassistischen Einstellungen bekannt war, beleidigte sie als „Islamistin“, „Terroristin“ und „Schlampe“. Marwa zeigte Zivilcourage und zeigte ihn an. Während des darauffolgenden Gerichtsprozesses wiederholte der Mörder seine Beschimpfungen, bevor er sie mit einem Messer im Gerichtssaal tötete. Der dreijährige Sohn musste nicht nur mitansehen, wie seine Mutter getötet wurde, sondern auch, wie sein Vater, der seine Frau vor den Messerstichen zu schützen versuchte, durch das Sicherheitspersonal angeschossen und schwer verletzt wurde.

Dieses Ereignis birgt mehrere Problematiken, die wir heute verbreitet diskutieren und diese Woche thematisieren.

Alltägliche Übergriffe gegen Muslime

Viele Organisationen machen zum Anlass der Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus auf die alltäglichen Übergriffe gegen muslimische Frauen, Männer, Kinder und Einrichtungen aufmerksam. Dabei ist es uns wichtig zu zeigen, dass wir uns als Teil der Gesamtgesellschaft verstehen und Verantwortung übernehmen. Wir erwarten auch verantwortliches Handeln von der Politik und der Zivilgesellschaft.

Positionierung muslimischer Frauen

Als SmF-Bundesverband beteiligen wir uns mit unseren Standorten unter dem Hashtag #KeinPlatzfürHass in Sozialen Medien an dieser Aktionswoche und machen auf die Positionierung muslimischer Frauen zum Thema antimuslimischer Rassismus aufmerksam.

Dieses Jahr haben wir als SmF-Bundesverband unseren Schwerpunkt auf die Frauensolidarität gelegt. Denn wir stellen fest, dass die Zivilgesellschaft, insbesondere Frauenorganisationen, die alltägliche Diskriminierung muslimischer Frauen kaum wahrnehmen und sich selten dagegen positionieren.

Muslimische Frauen sind entgegen herrschender Vorurteile vielfältig. Sie sind nicht auf ihr Kopftuch oder ihre Kleidung zu reduzieren. Sie können Mütter, Sportlerinnen, Akademikerinnen, Hausfrauen, geflüchtete Menschen, couragierte und engagierte Menschen sein. Sie tragen ein Kopftuch oder auch nicht und sie können einen Hochschulabschluss haben oder auch nicht. Dabei machen sie einen Teil unserer Gesellschaft aus und ihre Rechte müssen wir alle gemeinsam verteidigen. Frauenorganisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen und das Empowerment von Frauen besonders hervorheben, müssen in der Lage sein, sich mit muslimischen Frauen und Frauenorganisationen zu solidarisieren.

Zu diesem Anlass rufen wir Frauenorganisationen, die sich gegen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit stellen, dazu auf, an diesem Tag mit uns gemeinsam zu gedenken und sich unter #KeinPlatzFürHass mit muslimischen Frauen und ihren Organisationen zu solidarisieren.

(*) Der Aktionstag gegen antimuslimischen Rassismus wurde vom Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) ins Leben gerufen und seine Koordination dem Bündnis CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit übertragen.