Köln, 28.11.25
Unter dem Motto „Frauenbild steht Kopf – zu laut, zu stark, zu weiblich“ und anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Mädchen und Frauen veranstaltete der Sozialdienst muslimischer Frauen – Köln e. V. einen Fachtag zu geschlechtsbezogener Diskriminierung.
Zu den eingeladenen Expertinnen gehörten Prof.in Dr. Dina El Omari, Dorothe Schaper, Fatima Remli, die SmF-Bundesvorsitzende Ayten Kılıçarslan sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln, Julia Pedersen. Unter der Moderation von Yassmin Ben Omar brachten sie Perspektiven aus muslimischer und christlicher Theologie, der Sozialen Arbeit sowie aus politisch-feministischen Ansätzen zusammen.
Der Fachtag fand im Rahmen des Projekts „Muslimische und migrantische Frauen lehnen Etiketten ab! – Sexismus anders bekämpfen!“ statt, das von der Stadt Köln gefördert wird.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch das Grußwort der Vorsitzenden des SmF-Köln e. V., Zehra Özdemir. Sie betonte das zentrale Anliegen des Vereins:
„Das Empowerment von Mädchen und Frauen – insbesondere von muslimischen Frauen – gehört zu den zentralen Zielen des SMF Köln e. V. Mit Veranstaltungen wie dieser möchten wir ein Bewusstsein schaffen, sensibilisieren und alle zum Nachdenken anregen. Wir erleben täglich: Muslimische Frauen sind in ihrer Individualität, in ihren Werten, Weltanschauungen und ihrem Handeln vielfältig und facettenreich. Doch leider wird diese Vielfalt häufig nicht als Bereicherung wahrgenommen, sondern oft als Anlass, Etiketten anzuhängen und zu urteilen – sowohl innerhalb als auch außerhalb der muslimischen Gesellschaft. Und bedauerlicherweise geschieht dies nicht nur durch Männer.“
In ihrem Grußwort hob die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln, Julia Pedersen, die Bedeutung von Organisationen wie dem Sozialdienst muslimischer Frauen – Köln e. V. Frauen hervor, die von Sexismus oder Gewalt betroffen sind:
„Als Gleichstellungsbeauftragte sehe ich täglich, wie wichtig es ist, dass wir hinsehen, zuhören und handeln. Das geht nur gemeinsam, weshalb Vereine wie der Sozialdienst muslimischer Frauen für unsere Gleichstellungsarbeit so wichtig sind. Gesellschaftlich könnten wir die nötige Beratungsarbeit nicht leisten, wenn Vereine wie der SmF nicht derart viel auffangen würden […]. Über den Sozialdienst muslimischer Frauen begleiten Beraterinnen täglich Frauen, die zum ersten Mal ihre Stimme finden – gegen Gewalt, gegen Abhängigkeit, gegen Angst. Diese Arbeit an der Basis ist so unfassbar wichtig, denn sie kann direkten Einfluss auf das Leben von Betroffenen nehmen.“
Im Mittelpunkt der anschließenden Podiumsdiskussion stand der gesellschaftliche Wandel sowie die Auseinandersetzung mit Einflüssen und Entwicklungen in unterschiedlichen Lebenswelten. Besonders im Fokus: die muslimisch-feministische Perspektive und die vielfältigen Herausforderungen, mit denen Musliminnen konfrontiert sind.
In ihrem Beitrag betonte Fatima Remli:
„Muslimische Frauen werden häufig pauschal als unterdrückt dargestellt – unabhängig davon, ob sie selbst diese Erfahrung machen oder nicht. Ihr Kopftuch wird oft zum Symbol erklärt, das angeblich Auskunft über ihr Leben, ihre Freiheit oder ihren Willen gibt. Gleichzeitig werden muslimische Männer pauschal als patriarchal, gefährlich oder rückständig markiert. Beide Bilder entmündigen, beide kriminalisieren und beide dienen dazu, bestehende Machtverhältnisse zu stützen.
Diese Verknüpfungen sind nicht zufällig. Sie entstehen dort, wo Vorstellungen über Geschlecht mit Vorstellungen über Kultur, Religion oder Herkunft verschmelzen. Wenn eine muslimische Frau etwa eine berufliche Ablehnung erlebt, ist oft nicht klar, ob sie wegen ihres Frauseins, ihrer Religion, ihrer Kleidung, ihres Namens oder ihres Migrationshintergrunds erfolgt. Meist wirkt alles zusammen. Diskriminierung ist nicht die Summe ihrer Teile – sie bildet ein eigenes Muster. Genau deshalb braucht es das Konzept der Intersektionalität, das beschreibt, wie sich verschiedene Diskriminierungsformen überschneiden und gegenseitig verstärken.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden verschiedene Ebenen des Sexismus analysiert und diskutiert, angefangen von Sprache, Rollenbezeichnungen, bis hin zu religiösen Narrativen. Trotz verschiedener Perspektiven herrschte Einigkeit darüber, dass Frauen politisch instrumentalisiert werden – sei es in Integrationsdebatten, im Zusammenhang mit Migration oder in kulturellen Konflikten. Besonders die muslimische Community muss sich den feministischen Errungenschaften ihrer Religion bewusstwerden und sich mit einem geschlechtergerechten Zugang bzw. Perspektive auseinandersetzen, die in der Zeit des Propheten Muhammed bereits etabliert wurde, aber durch patriarchalische Strukturen nach seinem Tod eingeholt wurden.
Abgerundet wurde die erfolgreiche Veranstaltung durch einen Tanzabend für Frauen.

