Am 22. Februar 2023 traf sich unsere Bundesvorsitzende, Ayten Kılıçarslan gemeinsam mit Vertreter:innen der neue deutsche organisationen und Migrant:innenorganisationen zur Gesprächsrunde mit Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
In Berlin hatten die teilnehmenden Organisationen die Gelegenheit, dem Bundesministerium für Familie, Frauen und Senioren (BMFSFJ) ihre Arbeitsbereiche zu präsentieren und ihre Anliegen vorzulegen. “Wir wollen vor allem aber nicht ausschließlich die muslimischen Frauen und auch die Muslim:innen und Migrant:innen mit ihren Interessen und ihrem Engagement sichtbar machen. Oftmals wird ihnen die Chance verwehrt, verantwortungsvolle Aufgaben in der Wohlfahrtspflege zu übernehmen. Für diese Zielgruppen brauchen wir nachhaltige Strukturen“, sagte Kılıçarslan.
Die Deutsche Islam Konferenz (DIK), zu dessen Mitgliedern auch das BMFSFJ gehört, hatte 2015 einige wichtige Prozesse angestoßen. Umgesetzt und durchgeführt wurden seit dem unter anderem Integrationsprojekte mit Geflüchteten, wie das SUEM-DIK und das Empowermentprojekt zur Wohlfahrtspflege mit den DIK-Verbänden. “Die Prozesse laufen noch nicht ganz rund”, sagte Kılıçarslan. Die Bundesvorsitzende nannte beispielhaft die Gestaltung eines Wohlfahrtssystems in einer pluralen Gesellschaft, den Aufbau einer muslimischen Wohlfahrt und die Öffnung der bestehenden Strukturen. “Aus diesen Prozessen erfolgen Maßnahmen und Förderungen, die neu justiert und deren Zielrichtung überprüft werden müssen”, sagt Kılıçarslan und schloss sich mit dieser Aussage der Forderung von Paus an, die einen Paradigmenwechsel ankündigte und eine Neujustierung der bestehenden Maßnahmen avisierte. Im Rahmen des Bundesprogramms Menschen stärken Menschen hat der SmF seit 2018 über 6.600 geflüchtete und sozialbenachteiligte Menschen mit der Hilfe von mehr als 1.200 Ehrenamtlichen begleitet. “Wenn es dieses Bundesprogramm nicht gäbe, hätte es neben den zweckgebundenen Tätigkeiten keinen nachhaltigen Strukturaufbau geben können”, sagte Kılıçarslan. Die Bundesvorsitzende fordert, dass Menschen stärken Menschen verstätigt und solche Programme als Chance für Migrant:innenorganisationen gesehen werden, da diese die Gesellschaft aus einer anderen Perspektive gestalten.
Große Lücken und Problemfelder sieht Kılıçarslan beim Frauenschutz. Noch immer werden viele Frauen, die von Gewalt betroffen sind, über die bisher bestehenden Maßnahmen nicht erreicht. Diese brauchen besondere Konzepte und einen sensibleren Umgang mit ihren Lebensumständen. “In Deutschland gibt es mehr als 320 Frauenschutzhäuser, aber keines davon ist unter muslimischer Trägerschaft”, bemängelte Kılıçarslan. Die Bundesvorsitzende lobte indes den Aufbau neuer Antidiskriminierungsberatungsstellen für Migrant:innenorganisationen. “Bisher mussten wir die Antidiskriminierungsberatung nebenbei bewerkstelligen ohne Förderung. Wir hoffen daher, dass wir und auch andere Organisationen, die auch hier oftmals mehrere Zielgruppen gleichzeitig erreichen, endlich eine Förderung erhalten.” Kılıçarslan verwies an dieser Stelle auf die Notwendigkeit des intersektionalen Handelns. Die gesellschaftlichen Strukturen gelte es zu überprüfen, da nur so die gleichberechtige Teilhabe aller gewährleistet werden könne.
Seit mehreren Jahren arbeiten Organisationen wie der Sozialdienst muslimischer Frauen partnerschaftlich mit dem BMFSFJ zusammen, um die zahlreichen Vorhaben und Programme des Bundesministeriums in den Bereichen Demokratie- und Engagementförderung, Familien- und Gleichstellungspolitik, Wohlfahrtspflege sowie Kinder- und Jugendpolitik umzusetzen. Zu den zentralen Vorhaben, an denen die Bundesregierung arbeitet, gehören etwa die Verbesserung der Chancengleichheit und gesellschaftlichen Teilhabe, die Weiterentwicklung der Demokratie- und Engagementförderung sowie die Stärkung des Diskriminierungsschutzes.
Foto: Sebastian Rau