Für die meisten Menschen ist die Frage nach der Heimat nicht eindeutig beantwortbar. Vor allem für Menschen, die zwischen “zwei oder mehreren Kulturen” aufwachsen, ist diese Frage oftmals ein Dilemma. Abhilfe schafft, dass man darüber spricht, sich austauscht, um diese Dilemmata sichtbar machen und jedes Gefühl, jeden Gedanken dazu wertschätzt und wahrnimmt.
“Heimat ist da… wo ich mich wohlfühle.” schreibt Özden aus Kempten.
In einem philosophischen Workshop im Rahmen des Bundesprojektes “Muslimische Spuren in deutscher Heimat” widmeten sich 15 Jugendliche dem Heimatbegriff und setzten sich in kreativer Weise damit auseinanderzusetzen. Die jungen Menschen konnten in einer geschützten Runde über ihre “Heimat(en)” berichten. Schnell wurde klar, dass für jeden “Heimat” etwas ganz Subjektives und Individuelles darstellt. Im zweiten Schritt konnten die Jugendlichen dann kreativ werden. Die Aufgabe beinhaltete u.a., seine ganz eigene “Heimat” aus Lego zu bauen. Es entstanden ganz persönliche Objekte, die die Jugendlichen später im Plenum vorstellen durften. Eine andere Aufgabe war es, ein kleines Gedicht über die Heimat zu schreiben, welches nur aus 11 Wörtern besteht. Hier und da gab es kleine Herausforderungen – denn so simple und eindeutig zu fassen ist eben “die Heimat” nicht. Aber bei der folgenden Aussage waren sich alle einig: “Heimat ist da… wo ich mich wohlfühle.”
Deutschland blickt auf eine lange Geschichte der Begegnung und der Beheimatung von Muslimen zurück. Durch die mit dem Heimatbegriff verbundene Praxisarbeit mit den Jugendlichen in Form von Workshops, Exkursionen und Gesprächskreisen wird den jungen Menschen ein Raum eröffnet, sich mit geschichtlichen Ereignissen sowie Themen wie Identität und Heimat in Bezug auf Muslime auseinanderzusetzen. Idealerweise kommen muslimische und nicht-muslimische Jugendliche zusammen, um über die Begegnung voneinander zu lernen.
Im Oktober und November bot der Sozialdienst muslimischer Frauen Kempten in Kooperation mit der Medienwerkstatt Kempten und dessen Medienpädagoge Marcus Zahnleiter spannende Fotoworkshops an. In diesen sollten die jungen Menschen ihre ganz persönlichen “Spuren in ihrer deutschen Heimat” fotografisch abbilden. Ziel dieser Aktion ist eine Ausstellung im Kempten Museum, die voraussichtlich im Herbst 2023 zum Thema “Muslimische Spuren in deutscher Heimat” stattfinden soll.
Außerdem konnte die Jugendgruppe im Oktober einen Ausflug nach München machen und sich auf Spurensuche in und um München begeben. Vom Moriskentänzer bis zum Muslimischen Teil des Friedhofes über einen Besuch in einer Münchner Moschee wurde den Jugendlichen ein kunterbuntes Repertoire an historischen Spuren präsentiert.
Der Sozialdienst muslimischer Frauen e.V. ist Projektträger des bundesweiten Projektes “Muslimische Spuren in deutscher Heimat”, wird vom Bundesministerium für Inneres und Heimat (BMI) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) betreut. Der SmF in Kempten unterstützt vor Ort Menschen mit Migrationsgeschichte in vielfältigen Belangen und macht sich stark für ein Miteinander in der Gesellschaft. Von Angeboten für Frauen, Männern, Kindern und Jugendlichen, aber auch Senior*innen bietet der SmF in Kempten und im Allgäu Aktionen, Gesprächskreise, Workshops und Beratung an.